FRAGEN ZUR AUSWAHL VON MÖBELSTOFFEN
Bevor Sie an die Auswahl eines Möbelstoffes herangehen, sollten Sie sich darüber im Klaren sein, welchen Ansprüchen der Möbelstoff bei Ihnen genügen muss bzw. was Sie von dem Möbelstoff erwarten.
Der Preis eines Möbelstoffes sagt nichts über die Eigenschaften, wie z. B. die Strapazierfähigkeit, die notwendige Pflege, das Anschmutzverhalten oder die Lichtechtheit des Möbelstoffes aus. Die Summe der Eigenschaften eines Möbelstoffes ergibt die Qualität.
Wir verarbeiten nur hochwertige Stoffe. Die Beschaffenheit und Qualitätsgüte ist in der Bezugsmaterialkollektion angegeben. Die angegebenen Bedarfsmengen pro Modell sind von Dessin unserer Bezugsstoffe errechnet. Bei gestellen Materialien muss je nach Beschaffenheit (Muster oder Streifen) eine Rückfrage erfolgen.
TEXTILE FASERSTOFFE
Aus der Herkunft der Fasern kann man Rückschlüsse auf deren Eigenschaften ziehen, die wiederum einen massgeblichen Einfluss auf die Stoffqualität ausüben.
Man unterscheidet zwischen Naturfasern und Chemiefasern. Bei den Naturfasern ist zwischen solchen aus pflanzlicher Herkunft und solchen aus tierischer Herkunft zu unterscheiden.
Bei Chemiefasern wird zwischen solchen aus natürlichen Polymerem und solchen aus synthetischen Polymeren unterschieden.
NATURFASERN
Baumwolle
Baumwollgarne werden aus den langen Samenhaaren der Baumwollpflanze gewonnen. Ebenso wie Wolle ist die Baumwolle gegen mechanische und chemische Einflüsse äussert wiederstandsfähig. Sie weist eine hohe Reissfestigkeit, besonders hohe Nassfestigkeit und eine hohe Scheuerfestigkeit auf. Darüber hinaus ist sie relativ hitzebeständig. Baumwollfasern nehmen Schmutz zwar deutlich schneller auf als Wollfasern sind aber auch leicht zu reinigen.
EIGENSCHAFTEN:
- atmungsaktiv
- gute Feuchtigkeitsaufnahme
- gute Reissfestigkeit
- zufriedenstellende Scheuerfestigkeit
- geringer Glanz
- elektrostatische Aufladung nur sehr gering
- gut zu Bleichen und zu Färben
- säureempfindlich
TIERISCHE FASERN
WOLLE/ SCHURWOLLE
Wolle ist die Bezeichnung für die Haare des Schafes. Schurwolle stammt ausschiesslich von lebenden Schafen. Die Wollqualität wird nach der Gleichmässigkeit und der Feinheit des Wollhaares beurteilt. Die Länge, Dicke und Kräuselung sowie der Glanz der Wolle sind entscheidend für die Gebrauchseigenschaften des Möbelstoffes.
Schurwolle wirkt temperaturausgleichend und kann bis zu 1/3 ihres Eigengewichts an Feuchtigkeit aufnehmen ohne feucht zu wirken. Durch ihr Wollfett ist Schurwolle von Natur aus schmutzresistent und feuerabweisend. Wollfasern weichen bei Annäherung an die Flamme zurück und brennen, wenn sie dennoch entzündet wurden, nur mit kleiner, sehr leicht erlöschender Flamme. Zu unterscheiden sind Streichgarne (=füllige Garne, leicht raue Oberfläche) und Kammgarne mit wesentlich glatterer und feinerer Oberflächenstruktur.
Die Schurwolle besteht aus vielen gewachsenen Zellen. Der Faserstamm ist aussen von dachziegelartig übereinander gelegten Schuppen bedeckt. Im Inneren befinden sich spindelförmige Zellen. Die einzelnen Schuppenzellen des Faserstammes sind von einem feinen Häutchen umgeben.
EIGENSCHAFTEN:
- hautsympatisch
- atmungsaktiv
- hohe Feuchtigkeitsaufnahme
- gute Wärmeisolation
- mittlere bis hohe Scheuerbeständigkeit
- gute Dehnungswerte
- gute Knittererholung
- empfindlich gegen heisses Wasser und Dampf
- laugen- und alkaliempfindlich
- anfällig für Insektenbefall
- schwerentflammbar
CHEMIEFASERN:
VISKOSE
Viskose gehört zu den Chemiefasern, obwohl die Grundsubstanz Zellulose ist. Diese Wird aus Buchen- und Pinienholz gewonnen. In einem aufwendigen Prozess werden die Holzfasern gereinigt und chemisch verändert. Viskose ist ähnlich wie Baumwolle oder Schurwolle sehr saugfähig und hat damit gute hygienische Eigenschaften. Viskose wird häufig in Kombination mit anderen Materialien angeboten und erhält dadurch eine höhere Belastbarkeit. Viskose kann flammhemmend ausgerüstet werden. Ein Beispiel dafür ist die Faser Lenzig FR, die ausser im Polsterbereich auch häufig für Schutzbekleidung eingesetzt wird.
EIGENSCHAFTEN:
- sehr gute Feuchtigkeitsaufnahme
- weicher Griff
- gute Färbbarkeit
- geringere Nassfestigkeit als Baumwolle
POLYESTER
ist eine vollsynthetische Chemiefaser, die eine sehr hohe Reiss- und Scheuerfestigkeit sowie eine sehr gute Elastizität besitzt. Textilien aus Polyester sind sehr formbeständig, knitterresistent und sind besonders pflegeleicht. Mit einer besonderen Imprägnierung lassen sich auch Polyesterfasern schwerentflammbar ausrüsten.
EIGENSCHAFTEN:
- hohe Reissfestigkeit
- hohe Strapazierfähigkeit
- hohe Reibechtheit
- sehr dehnbar und elastisch
- geringe Feuchtigkeitsaufnahme
- hitzeempindlich
- geringe Feuchtigkeitsaufnahme
- schimmelbeständig
- hohe Lichtechtheit
- gute Formbeständigkeit
Trevira CS
Trevira CS ist eine Polyester-Variante und damit sehr strapazierfähig und pflegeleicht. Sie zeichnet sich durch ihre hohe Farb- und Lichtechtheit aus. Trevira CS unterscheidet sich von Polyester durch seine permanent flammhemmende Eigenschaft. Diese wird nicht durch eine zusätzliche Imprägnierung, sondern durch ein in das Faserpolymer integriertes Comonomer erreicht: Nach Erlöschen der Zündquelle verlöschen Trevira CS-Stoffe selbständig.
EIGENSCHAFTEN:
- permanent flammhemmend
- hohe Reissfestigkeit
- hohe Strapazierfähigkeit
- hohe Reibechtheit
- sehr dehnbar und elastisch
- hitzeempindlich
- geringe Feuchtigkeitsaufnahme
- schimmelbeständig
- hohe Lichtechtheit
- hohe Farbechtheit
- gute Formbeständigkeit
POLYACRYL
Besondere Kennzeichen der Polyacrylfaser sind ihr wollähnlicher Griff, die niedrige Dichte, eine gute Licht- und Chemikalienbeständigkeit sowie die Pflegeleichtigkeit.
EIGENSCHAFTEN:
- permanent flammhemmend
- hohe Reissfestigkeit
- hohe Strapazierfähigkeit
- hohe Reibechtheit
- sehr dehnbar und elastisch
- hitzeempindlich
- geringe Feuchtigkeitsaufnahme
- schimmelbeständig
- hohe Lichtechtheit
- hohe Farbechtheit
- gute Formbeständigkeit
MICROFASER
Begriff für Möbelstoffe mit samtiger, wildlederähnlicher Oberseite. Das Wirbelvlies besteht aus ultrafeinen Polyesterfasern (Mikrofasern) mit Polyurethan. Mikrofaser-Vliesstoffe werden nach unterschiedlichen Verfahren hergestellt. Bekannte Markennamen sind z. B. Alcantara, JABANA, VIVANA.
EIGENSCHAFTEN:
- hohe Strapazierfähigkeit
- sehr angenehm im Griff
- die sehr fein strukturierten Oberseiten neigen beim Darüberstreichen zu geringen Polverlagerungen, die eine Licht- und Schattenwirkung entstehen lassen (Schreibeffekt).
- Neigung zu Sitzspiegelbildung
QUALITÄTSKRITIERIEN
SCHEUERFESTIGKEIT
Als Scheuerfestigkeit wird die Widerstandsfähigkeit eines Möbelstoffes gegen Abrieb (Verschleiss) bezeichnet. Sie gibt somit Hinweise wie „bruchfest“ eine Gewebe ist. Getestet wird in der Regel mit dem Martindale-Verfahren. Dabei wird der Stoff gegen Stoff „rundgescheuert“. Es wird so lange gescheuert, bis mindestens 2 Fäden zerstört sind. Der optische Eindruck spielt dabei keine Rolle. Bei starker Beanspruchung im Büro ist ein Wert von 40.000 Scheuertouren (oder höher) empfehlenswert.
PILLINGVERHALTEN
Pill sind kleine „Noppen“ auf der Oberfläche von Geweben. Sie entstehen, wenn sich aus dem Mittelteil des Faserverbundes einzelne Fasern herausarbeiten und sich gemeinsam mit weiteren Fasern verkräuseln. Pilling kann jedoch auch als sogenanntes Fremdpilling entstehen, wenn sich aus Bekleidungsstücken Pillnoppen auf den Bezugsstoffen verankern. Die Prüfung des Eigenpillings erfolgt im Rahmen des Scheuertourentests und wird auf der Basis einer 5-stufigen Skala bewertet.
Pillgrad 1 = sehr stark verpillt,
Pillgrad 5 = praktisch keine Veränderung zur ungeprüften Ware
Darstellung der Entwicklung der Pillbilldung in 5 Stufen
Wenn Pilling auftritt, kann es mit einem Fusselgerät entfernt werden. Das Gerät ermöglicht es, die Pills zu entfernen, ohne den Stoff zu verletzen.
LICHTECHTHEIT
Bei diesem Test wird der Stoff künstlichem UV-Licht ausgesetzt. Nach einer definierten Belichtungszeit (üblicherweise 100 Stunden = 4 Jahre Tageslicht) wird das Ausbleichen des Stoffes anhand einer 8-stufigen Skala beurteilt.
Lichtechtheit 1 = sehr geringe Lichtbeständigkeit (maximale Farbveränderung)
Lichtechtheit 8 = sehr hohe Lichtbeständigkeit (minimale Farbveränderung)
Polsterstoffe sollten einen Wert von mindestens 5 erreichen.
REIBECHTHEIT
Getestet wird die Farbbeständigkeit des Gewebes. Es werden zwei Tests durchgeführt, bei denen ein trockenes bzw. ein feuchtes weisses Baumwolltuch gegen den zu testenden Stoff gerieben werden. Beurteilt wird die Verfärbung des Baumwolltuchs anhand einer 5-stufigen Skala.
Reibechtheit 1 = maximaler Farbübergang
Reibechtheit 5 = kein Farbübergang
Polstergewebe müssen für Reiben mit trockenen Stoffen mindestens einen Wert von 3 – 4 und für Reiben mit nassen Stoffen einen Wert von 3 erreichen.
SCHWERENTFLAMMBARKEIT
Es gibt eine Vielzahl von Testverfahren zur Schwerentflammbarkeit von Stoffen. Nachfolgend werden die wichtigsten beschrieben.
- Europäische Normen
EN 1021 – Teil 1 / Zigartettentest
Bei diesem Test wird eine brennende Zigarette in den Winkel eines Testmodells gelegt.
Nach 60 Minuten darf der Stoff nicht glimmen oder brennen.
- EN 1021 – Teil 2 / Streichholztest
Getestet wird nicht mit einem Streichholz, sondern mit einer 35 mm hohen Butanflamme.
Diese wird 15 Sekunden in den Winkel des Testmodells gelegt. Nachdem die Flamme entfernt wurde, darf innerhalb von 2 Minuten der Stoff nicht anzufangen zu brennen.
- Deutsche Normen
DIN 4102 – B1 / Brandschachttest
Die Bezeichnung Brandschacht bezieht sich auf die Testvorrichtung. Sie besteht aus einem vertikalen Kamin und einem Gasbrenner. Die Stoffproben werden vertikal in einen Halterahmen gespannt und 10 Minuten den Flammen ausgesetzt, während von unten ein konstanter Luftstrom in den Schacht geführt wird. Bewertungskriterien sind die entstehende Rauchgastemperatur und die Restlänge der nicht verbrannten Stoffanteile.
- DIN 4102 – B2 / Kleinbrenner
Die Stoffprobe wird in einem Rahmen vertikal aufgehängt und 15 Sekunden der 20 mm hohen Flamme eines Gasbrenners ausgesetzt. Bewertet wird die Flammentwicklung und die Frage, ob Flammrückstände tropfen.
- Grossbritannien BS 5852
Der Winkel eines Testmodells wird in diesem Prüfverfahren 8 verschiedenen Flammquellen (Zigarette, Butanflammen und Holzfeuer in verschiedenen Intensitätsstufen) ausgesetzt. Die ersten beiden Teststufen (Zigarettentest und Streichholztest, simuliert durch eine 35 mm hohe Butanflamme) entsprechen den europäischen Normen.
Eine verschärfte Testversion stellt BS 7176 dar. Bei diesem Test wird der Stoff vorab in Wasser getränkt und wieder getrocknet, um leicht ablösbare chemische Ausrüstungen zu entfernen. Zudem wird für das Testmodell ein Polsterschaum mit schlechterem Verhalten im Brandfall genutzt.
Als dritte Besonderheit gegenüber dem Basistest BS 5852 werden in den Vorschriften zu BS 7176 vier Gefährdungskategorien definiert und mit spezifischen Empfehlungen für die Anforderungen an die Schwerentflammbarkeit der eingesetzten Stoffe verknüpft. Büroräume fallen dabei in die unterste Gefährdungskategorie, Gefängniszellen in die oberste Kategorie.
ELEKTROSTATISCHE AUFLADUNG
Elektrostatische Aufladungen können durch Reibung zwischen Möbelstoffen und Bekleidungstextilien entstehen. Abhilfe kann durch Erhöhen der Luftfeuchtigkeit, z. B. durch Raumluftbefeuchter, geschaffen werden. Besonders ausgerüstete leitfähige Bezugsmaterialien sind natürlich auch erhältlich (Option EH). Die Leitfähigkeit erfolgt über den Stoff gegen Erde.
PFLEGE UND REINIGUNG VON MÖBELSTOFFEN
Vorbemerkung
Wie alle Materialien des täglichen Gebrauchs, bedürfen auch Möbelstoffe einer regelmässige Pflege, da sie ebenfalls der ständigen Staub- und Kontaktverschmutzung unterliegen. Ganz allgemein sollte man Verschmutzungen nicht zu intensiv werden lassen, um die Reinigungsmassnahmen nicht zu erschweren und die Haltbarkeit zuverlängern. Die richtige Pflege und Reinigung erhalten den Gebrauchswert ihrer Möbel.
Bei hellen Farben ist die sichtbare Anschmutzung grösser als bei dunkleren. Aus diesem Grund sollten hellere Bezüge je nach Intensität der Benutzung in kürzeren Abständen einer Reinigung unterzogen werden; z. B. Absaugen mit einem Staubsauger mit aufgesetzter Polsterdüse. Vorsicht! Die Polsterdüse darf keinen Grat oder scharfe Kanten aufweisen, weil sonst der Möbelstoff beschädigt werden könnte.
Achten Sie auf die Scheuerbeständigkeit des Möbelstoffes. Aus dieser Eigenschaft kann man schliessen, wie häufig ein Möbelstoff gereinigt werden kann, ohne in seinem optischen Erscheinungsbild beeinträchtigt zu werden.
VOR DER REINIGUNG:
Zur Auswahl des geeigneten Reinigungsmittels ist ein Vorprüfung erforderlich. Es sollte darauf geachtet werden, dass pH-neutrale Mittel zum Einsatz kommen. Saure Reingier schädigen Baumwoll- und Zellulosestoffe, alkalische Reiniger eigenen sich nicht für Wollstoffe. Wichtig für eine effektive Fleckenentfernung und Reinigung ist ein vollständiges Auswaschen des Reinigungsmittels (Tenside), da dessen Rückstände sonst zu einer schnelleren Wiederanschmutzung führen.
Wichtig
Erst Staub entfernen, dann Farbechtheit und Oberseitenveränderungen des Möbelstoffes an verdeckter Stelle durch Reiben mit einem weissen, weichen, sauberen Tuch, das mit Reinigungs- bzw. Fleckenentfernungsmitteln getränkt ist, prüfen. Diese Prüfung muss auch bei naturfarbenen Möbelstoffen durchgeführt werden. Nach der Trocknung beurteilen!
REINIGUNG DURCH DEN VERBRAUCHER
Die Reinigung durch den Verbraucher setzt sich zusammen aus:
- Unterhaltspflege
- Fleckenentfernung
- Zwischenreinigung
!!! Die Grundreinigung muss dem Polstermöbelfachmann überlassen werden!!!
Flecken in textilen Möbelstoffen lassen sich am leichtesten unmittelbar nach Entstehen beseitigen. Vorsicht bei Möbelstoffen aus Baumwolle, Leinen, Seide und Viskose: Reinigungsunternehmen hinzuziehen.
UNTERHALTSPFLEGE
FLECKENENTFERNUNG
Feuchte Flecken mit saugfähigem Tuch oder Papier abtupfen. Rückstände mit verdünntem Teppich- und Polstershampoo nachbehandeln. Reinigungsmittel nie direkt auf den Möbelstoff bringen. Das Mittel auf ein weisses Tuch auftragen. Mit diesem Tuch den Fleck vom Rand zur Mitte hin aufnehmen. Anschliessend mit feuchtem Tuch Restshampoo ausreiben.
Vorsicht!
Durch Reiben kann sich die Oberseite des Möbelstoffes verändern. Letzte Behandlung immer in Strichrichtung durchführen. In jedem Fall für sofortige Trocknung der Polstermöbel sorgen und erst nach vollständiger Trocknung benutzen. Sollten unlösliche Fleckreste aufreten bzw. verbleiben, mit einem mit Waschbenzin benetzen weissen Tuch nachtupfen.
wasserlösliche Flecken
wasserunlösliche Flecken